Die Realität wird auch in unseren Köpfen erschaffen
Eines vorweg: Mindset ist wichtig, aber nicht allmächtig. Die Welt ist nicht immer gerecht. Es schmerzt zu sehen, wie Menschen auch leiden müssen. Blauäugiger Optimismus verschließt die Augen vor der Realität. Das als konstruktiv anzusehen, wäre ein schwerwiegender Denkfehler. So haben blauäugige Optimisten tatsächlich geglaubt, dass ein Virus am Brenner freundlich um die Einreise bittet. Gleichzeitig wissen wir aber, dass Einstellung und Psychologie Probleme nicht nur verschärfen, sondern in unseren Köpfen erst entstehen lassen können. Bereits im Jahr 1948 beschrieb Robert K. Merton das Phänomen der „Self-Fulfilling Prophecy“. Wir kennen die Zukunft nicht. Gestalten sie aber bereits heute mit unseren Gedanken. Konkret: Eine Unternehmensgründerin wird jeden Tag mit negativen Prognosen überschüttet und entscheidet sich dadurch gegen eine geplante Investition. Sie passt ihr Verhalten an. Ihr macht es der Unternehmensnachfolger von nebenan und auch das Gremium eines mittelständischen Familienbetriebes gleich. Ein Teufelskreis, der das trübe Zukunftsbild mit hoher Wahrscheinlichkeit eintreten lässt. Vom Stammtisch bis zur Pressekonferenz, unsere Haltung und Worte haben Wirkung. Ich spreche nicht vom Schönreden oder gar Ignoranz. Zudem wäre es anmaßend, den Leidensdruck für den jeweils anderen beurteilen zu wollen. Im Gegenzug ist nicht es unmoralisch, zuversichtlich und entschlossen voranzuschreiten. Es ist konstruktiv – und de facto alternativlos. Im Sinne einer Lösung unserer größten Herausforderungen und auch für das eigene Glück. Oder wie Richard David Precht es sinngemäß ausdrückt: ein Pessimist führt auch kein erfüllteres Leben – selbst, wenn er mal richtig liegen sollte.